In den kommenden Jahren und Jahrzehnten rechnen Meteorologen aufgrund des Klimawandels mit häufiger und heftiger auftretenden Wetterextremen. Der orkanartige Sturm namens Friederike am vergangenen Donnerstag hat in Nordrhein-Westfalen zu Chaos, vielen Ausfällen bei Strom und Bahn und enormen Schäden geführt. Kaum hatte sich Friederike verabschiedet, meldet sich das Hochwasser zurück. „Wetterphänomene wie Stürme, Starkregen oder Hitzewellen sind erste Folgen des voranschreitenden Klimawandels. Umso wichtiger wird es für gesellschaftliche Akteure aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, geeignete Klimaanpassungsstrategien und Präventivmaßnahmen in den Fokus der Stadtentwicklung zu stellen“, so Gregor Grassl, Senior Projektpartner und Teamleiter Green City Development der Drees & Sommer SE.
Aufgabe Starkregenmanager: Auswirkung plötzlicher Wassermassen in Städten mindern
Mit der Gesamtheit sowie den Einzelheiten solcher Maßnahmen befassen sich auf Wetterphänomene spezialisierte Infrastruktur-Experten von Drees & Sommer und stehen vor allem Städten und Kommunen bei der Planung beratend zur Seite: Anhand einer Vielzahl an Fragen analysieren sie in solchen Projekten vor allem die Gefahren und Risiken bei großen Wassermengen im urbanen Raum. „Wolkenbrüche von extremem Ausmaß können ganze Städte verwüsten. Oftmals führt das sogar zu schwer kalkulierbaren Überschwemmungsrisiken abseits der Gewässer. Daher gilt es vor dem Eintreten solcher Ereignisse Vorkehrungen zu treffen, um die negativen Auswirkungen soweit wie möglich zu minimieren“, erklärt Jochen Kurrle, Senior Projektpartner der Drees & Sommer SE, der insbesondere im Bereich Starkregenrisikomanagement tätig ist – ein sogenannter „Starkregenmanager“.
Wichtige Erkenntnisse liefern etwa Fragen nach dem Zustand der Gewässer und der Kanalisationen, nach mobilen oder festen Hochwasserschutzmaßnahmen, ob es ausreichend Retentionsbecken und Retentionsflächen gibt, die Wassermassen auffangen. Auch die Erreichbarkeit wichtiger Einrichtungen wie Feuerwachen und Krankenhäuser im Katastrophenfall spielt eine zentrale Rolle. Besonders im Fokus steht zudem, wie in der Stadt heute und künftig gebaut wird. Aus den Ergebnissen entsteht eine integrierte Infrastruktursystemplanung, auf die Drees & Sommer in Projekten setzt. Zusätzlich prüfen die Projektverantwortlichen die Projekt-, Risiko- und Kostenstruktur eines solchen Vorhabens.
Bei Sonne Park, bei Regen Ausweichfläche für Wasser
„Intelligente Lösungen können Verwüstungen aktiv entgegenwirken. Auch positive Effekte auf das Mikroklima und die Gesamtenergiebilanz von Stadtquartieren lassen sich durch eine intelligente Planung der neuen Infrastruktur erzielen“, so Kurrle. Kernstück der Anpassung an die Naturgewalt Regenwasser ist die blau-grüne Infrastruktur, die Grünflächen, Wassermanagement und den strategischen Einsatz moderner Technik verknüpft. Zentrale Leistungen der öffentlichen Hand sind von dieser betroffen: Mobilität, öffentlicher Raum, Sicherheit und Biodiversität. Ein Beispiel innovativer blau-grüner Infrastruktur bieten Parks, die Bewohnern bei gutem Wetter als Freizeitfläche dienen und sich bei Wolkenbrüchen in einen See oder Kanal verwandeln. Dieses Konzept der Multifunktionsflächen hält große Wassermengen auf natürlichem Wege zurück. Innovative Planung ermöglicht mit einer einzigen Maßnahme gleichzeitig Hochwasserschutz, Hitzeschutz, Luftreinhaltung, Biodiversität und attraktive Aufenthaltsräume.
Die ganzheitliche Anpassung einer Stadt an klimabedingte Veränderungen und Extremwetterereignisse hat ungemeine Ausmaße. Damit die Konversions- und Neubaumaßnahmen in diesem Zuge nicht die Kosten in astronomische Höhe treiben, werden Schutzmaßnahmen vor Starkregenereignissen mit ohnehin geplanten Baumaßnahmen der öffentlichen Daseinsfürsorge kombiniert und auch in der Bauleitplanung verankert. „Die Maßnahmen entsprechender Projekte arbeiten nicht nur auf die Optimierung des urbanen Raumes im Falle von widrigen Wetterbedingungen hin“, bemerkt Kurrle. „Da ästhetische Aspekte und der Komfort der Bewohner ebenso berücksichtigt werden wie die Funktionalität im Notfall, bleibt die Lebensqualität nicht nur erhalten, sondern wird zudem aufgewertet.“ Nicht nur in deutschen Projekten, sondern auch in Kopenhagen sind die Starkregenmanager übrigens schon am Werke: Die dänische Hauptstadt nimmt zurzeit noch Vorbildcharakter in Sachen Klimaanpassungsstrategien ein.