Themendialog 05.05.2022

Beim Themendialog "Rethink Food, Production & Logistics" segelte die Themenreise 2022– People, Process, Places unter dem Motto „Rethink, Reform, Renew – oder wie lautet die europäische Erfolgsrezeptur?zu ihrem jährlichen Stopp in der Schweiz vorbei.

Gemeinsam mit den Gastgebern Georg Fischer Piping Systems und der Universität St. Gallen diskutierten rund  100 Teilnehmer:innen im Klostergut Paradies über zukunftsweisende Lösungsansätze der Lebensmittel,- und produzierenden Industrie sowie über das Umdenken in der Logistikindustrie.

Vortag 04.05.2022

Werksführung

Georg Fischer Piping Systems, Schaffhausen

Bereits am Vortag wurde gemeinsam mit rund 70 Teilnehmer:innen die hochautomatisierte Produktionsstätte von Georg Fischer Piping Systems am Headquarter in Schaffhausen besichtigt. Diese erhielt 2021 den Swiss Manufacturing Award für ihre innovativen Produktionslösungen. Als weltweit führender Anbieter von Durchflusslösungen, der einen sicheren und nachhaltigen Transport von Gasen und Flüssigkeiten ermöglicht, ist GF Piping Systems spezialisiert auf Rohrleitungssysteme aus Kunststoff und Systemlösungen mit Services in allen Projektphasen.

Workshop

Circular Food Workshop

Jörg Hunnekuhl, Georg Fischer | Michael Aechtler & Andrea Heinz, Creators powered by Drees & Sommer

Im anschließenden Circular Food Workshop mit Creators powered by Drees & Sommer und Georg Fischer wurden Lösungsansätze zum Thema „Lebensmittelproduktion, -verschwendung und -transport“ erarbeitet. Die Lebensmittelindustrie steht mit ihren begrenzten landwirtschaftlichen Anbauflächen und der immer weiter steigenden Bevölkerungszahl vor großen Herausforderungen. Für ein kreatives und interaktives Miteinander in kleinen Teams sorgten LEGO Serious Play Bausteine, mit denen die Gruppen ihre innovativen Lösungsansätze zur Bewältigung der Problematiken in den Sektoren Lebensmittelproduktion, -verschwendung und -transport den anderen Gruppen präsentierten.

Impuls

„Innovative Leadership & Management“

Katja Tiltscher & Heiko Schröder, Trumpf

Katja Tiltscher und Heiko Schröder teilten mit dem Themenreise-Netzwerk das Organisationskonzept der Abteilung R&D bei TRUMPF und die damit verbundenen Erfahrungen bei der Implementierung eines neuen Führungs- und Zusammenarbeitsmodells. Während Mitarbeitende von ihren Führungskräften Leadership erwarten, ist Leadership dennoch in allen Funktionen und auf allen Ebenen erforderlich, um eine wirkliche anpassungsfähige und lernende Organisation zu werden. Unser Fazit aus diesem Impuls ist , dass sowohl Management und Leadership zwei wichtige Treiber für die Transformation der Industrie sind.

Abschließend klang der Abend vor beeindruckender Kulisse über dem Rheinfall im Schloss Laufen aus

Haupttag 05.05.2022

Keynote

„Rethink Production“

Jens Frisenborg, Head of Business Unit Industry / Utility & Senior Vice President, Georg Fischer Piping Systems

Jens Frisenborg eröffnete den Tag und sprach in seiner Keynote darüber, wie sich die produzierende Industrie transformiert. Bei der immer weiter wachsenden Weltbevölkerung stoßen wir zunehmend an die Grenzen der Nahrungsmittelproduktion. Dabei müssen wir neue Wege gehen bzw. Verfahren entwickeln, um dem entgegenzuwirken. Zukünftig werden die Produktionsstätten automatisierter sowie komplexer betrieben. Dies bringt einen erhöhten Bedarf an Energie, aber auch Wasserverbrauch mit sich. Vor allem in der Lebensmittelproduktion sind diese beiden Ressourcen für die Kühlung und Erhaltung der Lebensmittel essentiell. Als Lösung für effizientes Kühlen stellte Frisenborg ein vollständig vorgedämmtes Rohrleitungssystem vor. Dabei betonte er, dass der Erfolg nicht nur von der Hochwertigkeit eines Produkts abhängt, sondern vor allem auch von einer zielgerichteten und nachhaltigen Betreuung des Kunden. Hierfür sind Spezialisten wichtig, um die qualitative Beratungsleistung zu sichern. Georg Fischer Piping Systems forscht weiter nach innovativen Lösungen, um einen Beitrag zu einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft beizutragen.

Impulse

„Rethink Logistics“ Thomas Wälchli, Leiter Lösungs- und Produktentwicklung Branchenlösungen, Swiss Post

Das Bevölkerungswachstum in urbanen Gebieten, überdurchschnittlicher Verkehrszunahme in den Städten oder die wachsende Bedeutung des eCommerce stellen die Logistik-Branche vor neue Herausforderungen. Thomas Wälchli zeigte in seinem Impuls konzeptionelle Lösungsansätze der Swiss Post auf. Darunter fallen neue Verkehrsträger, eine Neuorganisation der Sendungsvolumen und regulatorisches Eingreifen. Die Swiss Post setzt beispielsweise auf Fahrzeug-Sharing (gleiches Fahrzeug, dreimalige Nutzung), geteilte City Hubs, die optimale Auslastung gemieteter Flächen, aber auch auf die Konsolidierung von Transporten.

„Rethink Food“              Oliver Fronk, Teamkoordinator Sales, Prior1

Oliver Fronk leitete seinen Impuls „Rethink Food“ mit den Trends „Mega Cities“ und „Big Data“ ein. Dabei erläuterte er unter anderem, dass der CO2-Ausstoß von Rechenzentren und Flugverkehr gleich hoch sind. Prior 1 hat ein „Algenatives“ Rechenzentrum entwickelt, um die als Energiefresser bekannten Rechenzentren mit Hilfe von Algen zu Energielieferanten zu machen und damit einen Beitrag zur Lebensmittelversorgung der Bevölkerung zu leisten. Die Algen sollen an Gebäudefassen angebracht werden, um die darin eingesetzten Rechenzentren mit Energie zu versorgen. In diesem nachhaltigen Konzept soll auch die Abwärme der Rechenzentren beispielsweise zur Betreibung von Indoor-Farmen genutzt werden.

Das algenative Rechenzentrum ist nur ein Beispiel für das Potenzial von Algen, von denen es insgesamt rund 300.000 unterschiedliche Arten gibt und von denen bisher jedoch nur 60.000 erforscht wurden. Es gibt als noch riesige, unausgeschöpfte Potenziale für eine nachhaltige Lebensmittelversorgung mit Algen.

Paneldiskussion

„The New Era Of Production & Logistics“

Oliver Fronk, Prior1 | Daniel Wiener, Cargo Sous Terrain | Helmut Weih, DP DHL Real Estate | Thomas Wälchli, Swiss Post

Oliver Fronk, Daniel Wiener, Helmut Weih und Thomas Wälchli waren die Speaker der Paneldiskussion mit dem Titel „The New Era Of Production & Logistics“. Das Konsumverhalten der Menschen, alles sofort zu benötigen, stellt die Logistik vor große Herausforderungen und erfordert ein Umdenken. Das Bewusstsein für die aktuellen Herausforderungen vor denen die Logistik steht, ist unterentwickelt und muss nachgeschärft werden. Die Stadt Zürich bspw. soll in den nächsten Jahren um 80 000 Einwohner wachsen. Die zusätzlichen Einwohner, welche Lebensmittel sowie Konsumgegenstände benötigen und die daraus entstehenden Verkehrsströme sind bisher kaum bedacht worden. Logistik ist jedoch ein wichtiger Bestandteil der städtischen Infrastruktur, die mitberücksichtigt werden muss.

Wrap-Up

„Circular Food Workshop“

Jörg Hunnekuhl, Georg Fischer | Michael Aechtler, Drees & Sommer

Im Rahmen des Circular Food Workshops wurden viele unterschiedliche Lösungen entwickelt. Um der globalen Lebensmittelverschwendung von rund 30% entgegenzuwirken, hat eine Gruppe den „Responsabin“, einen KI unterstützten Mülleimer vorgestellt, mit dessen Hilfe Abfälle analysiert werden. Dadurch soll der Konsument besser erkennen können, wie viele Reste und welche Art von Resten er produziert. Bei der Lebensmittelproduktion war den Gruppen direkt klar, dass sich das Konsumverhalten der Menschen ändern muss. Viele haben sich hierbei an einem altruistischen Ansatz orientiert und schlugen vor, dass mehr Meschen wieder Selbstversorger sein sollten, sowohl was Obst und Gemüse, als auch Fleisch angeht. Die meisten Gruppen, die sich mit dem Thema Lebensmitteltransport auseinander gesetzt haben, fokussierten sich sehr stark auf den Endverbrauer, der immerhin 40% der Emissionen beim Transport der Lebensmittel verursacht. Eine Lösung bestand darin, dass der Weg zur Besorgung der Lebensmittel nicht weiter als 10-15 Minten Fußweg betragen dürfe. Im ländlichen Bereich wird es schwierig sein, diese Anzahl an Lebensmittelmärkten zur Verfügung zu stellen. Als Antwort darauf schlug eine Gruppe die Idee vor, dass Kunden ihre Einkäufe vorbestellen, im Supermarkt alle Lebensmittel gesammelt werden und der Einkauf dann in dezentralen Abholstationen gebracht wird, zu denen der Kunde innerhalb weniger Minuten laufen kann.

Vertiefungssessions

Sustainable Food Production

Oliver Rob, Drees & Sommer | Dr. Sascha Klett, Ziehl-Abegg | Dominik Scherer, Georg Fischer | Timo Landener, Swisslog

Nachhaltigkeit ist eines der wichtigsten Themen für Unternehmen, einerseits aus der Überzeugung zur Notwendigkeit heraus, andererseits auch um auf äußere Einflüsse, wie die Erreichung von Klimazielen oder neuen Gesetzgebungen zu reagieren. Perspektivisch wird es “Business” ohne Nachhaltigkeit nicht mehr geben - idealerweise wird das Geschäftsmodell durch die Nachhaltigkeit sogar noch bestärkt. Auch die Lebensmittelbranche ist beispielsweise aufgrund des rapiden Bevölkerungswachstums und der Erreichung von Klimazielen angehalten, die Produktion von Lebensmitteln nachhaltiger zu gestalten. Eine zentrale Rolle spielt die generelle Reduktion jeglichen Ressourcenverbrauchs: Food-Waste und Food-Loss muss reduziert und vermieden und jede Re-Use-Möglichkeit weiterverfolgt werden. Wasser muss eingespart bzw. besser aufbereitet werden. Die Energie für die Erzeugung und Weiterverarbeitung der Nahrungsmittel kommt idealerweise aus regenerativen Quellen. Verpackungen bestehen aus nachhaltigen und leicht trennbaren Materialien und garantieren gleichzeitig volle Lebensmittelsicherheit. Langfristig werden nur Unternehmen bestehen, die den gestiegenen Anforderungen an Nachhaltigkeit genügen.  

New Urban Standards

Peter Meyerhans, Drees & Sommer | Lukas Ott, Kanton Basel-Stadt | Julian Hennig, F. Hoffmann La Roche | Urs Gehrig, SBB | Christian Haltiner, Dassault Systems

Bei der Vertiefungssession „New Urban Standards“ wurden Definitionen, Motivationen und Visionen in der urbanen Mobilität und Stadtplanung diskutiert. Um die Attraktivität von Städten und Arbeitgebern zu steigern, muss der Mensch im Mittelpunkt der Infrastrukturplanung stehen. Dazu bedarf es einer Transformation der Produktionsstätten, kurze Wege im gesamten urbanen Raum und die systematische Integration und Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten.

Sustainable Modularity

Paul Schneider, Drees & Sommer | Olivier Annaheim, Condecta | Dr. Andreas Hild, Carbon4 Heizsysteme | Oliver Fronk, Prior1

Um nachhaltiges, modularisiertes Bauen zum Standard zu machen sind Anforderungen notwendig, die u.a. durch die Digitalisierung und eine „individuelle Massenfertigung“, also einzelne Bauwerke systematisch gleichheitlich zu bauen, möglich gemacht werden. Im Zuge der aktuellen Herausforderungen der Bauwirtschaft, wie beispielsweise Fachkräftemangel, wird dies in Zukunft ein „Must-have“ sein. Einen „Push“ in Richtung „Sustainable Modularity“ gibt es gerade durch die Politik und ausführende Firmen. Bauherren sehen durch die nachhaltige, systematische Modularität Optionen, ihre Projekte auch in Zukunft, trotz der Schwierigkeiten am Baumarkt, zu realisieren. Hierfür erfordert es bei den Beteiligten einen Bewusstseinswandel. Alle Beteiligten,vom Bauherr über Subunternehmer bis hin zum Lieferanten, müssen zu einem definierten Budget das gleiche Ziel verfolgen.

Cargo-City Logistics

Julia Fischer, Drees & Sommer | Lorenzo Stoll, CEO Swiss Cargo | Dr. Yves Corrodi, Flughafen Zürich AG | Andreas Behnke, Swissport International Ltd. Basel | Stefan Prokosch, KION Group

Der Flughafen versteht sich als ein wichtiges Element in der Vernetzung zwischen den beteiligten Verkehrsträgern der Logistikkette und setzt dabei ausdrücklich auf kollaborative Modelle. Aktuell reflektiert der Preis für Konsum- und Industriegüter nicht den wahren Wert der Dienstleistung sowie des Umwelteinflusses der Transportlogistik. Die Veränderung muss im Kopf der Konsumenten stattfinden. Eine Regulierung auf staatlicher oder europäischer Ebene ist kein Mittel der Wahl. Stattdessen sollte das Bewusstsein für die tatsächliche Wertschöpfung geweckt werden. Unternehmen tragen hierfür die Verantwortung, ihre Konsumenten aufzuklären und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich zwischen unterschiedlichen Transportoptionen und ihrem Einfluss auf die Umwelt zu entscheiden.

Auftaktimpuls zur Paneldiskussion

Ashok Sridharan, OB a.D. der Stadt Bonn und Senat der Wirtschaft

Ashok Sridharan befasste sich in seinem Auftaktimpuls zur Paneldiskussion mit der Lebensmittelversorgung der Bevölkerung. Der Anbau von Lebensmitteln ist u.a. aufgrund der Pandemie, die auch den Vertrieb erschwerte, schwieriger geworden. Wasser ist das Lebensmittel Nummer eins und in manchen Teilen der Welt, wie in der indischen Metropole Chennai bereits knapp. In Europa ist die Lebensmittelversorgung weitgehend sichergestellt. Dennoch ist es fraglich, ob Transportwege im heute üblichen Ausmaß tatsächlich zukunftsträchtig sind. Das wirft die Frage auf, ob ein bewussteres Konsumverhalten notwendig ist. In unserer europäischen Vision der Stadt von morgen wird der Aspekt der Lebensmittelversorgung häufig noch vernachlässigt. Wir müssen darauf achten, die Lebensmittel nicht nur aus anderen Ländern zu importieren, sondern Lebensmitteltransporte zu vermeiden und stattdessen lokal zu produzieren und zu kaufen.

Paneldiskussion

„Wie lautet die europäische Erfolgsrezeptur?“

Timo Landener, Swisslog | Heiko Schröder, TRUMPF | Christopher Dühnen, Georg Fischer | Ashok Sridharan, OB a.D. der Stadt Bonn & Senat der Wirtschaft | Götz Schönfeld, Drees & Sommer

Timo Landener, Heiko Schröder, Christopher Dühnen, Ashok Sridharan und Götz Schönfeld sprachen in der Paneldiskussion „Wie lautet die europäische Erfolgsrezeptur?“ über Lieferketten, Nachhaltigkeit und notwendige Veränderungen auf europäischer Ebene. In der Pandemie konnten Lebensmittel nicht mehr geliefert werden, was den Blick auf die Abhängigkeit von Importen und fragile Lieferketten gelenkt hat. Städte müssen in der Lage sein, sich selbst zu versorgen. Lösungsansätze können mehrere Zukunftsmodelle sein. So ein Modell ist unter anderem die Wiedernutzung von Trinkwasser, deren Umsetzung eine interdisziplinäre Zusammenarbeit erfordert.
Außerdem könnte das Vertical Farming weitergedacht werden, indem beispielsweise durch selbstfahrende Autos freiwerdende Parkflächen, hierfür genutzt werden könnten.

Impressionen

Sie haben Anregungen oder Fragen? Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf.

Wir freuen uns, Sie auch wieder bei der nächsten Themenreise begrüßen zu dürfen.