Designing the Future

Enorme Potenziale auch im Bestand

Auf den Punkt gebracht – drei Fragen an Klaus Dederichs, Partner und Head of ICT bei Drees & Sommer. Im Rahmen der Designing the Future Initiative haben wir Herrn Dederichs nach seiner Meinung zum Bauen von morgen gefragt. 

Klaus Dederichs, Jahrgang 1965, startete 2015 als Head of ICT bei Drees & Sommer. Er verantwortet den Standort Aachen inklusive des dortigen Innovation Hubs. Seine Verbundenheit zur Stadt ist groß. Er studierte Physikalische Technik an der FH Aachen und pflegt enge Kontakte zur RWTH Aachen, mit der er den von ihm geleiteten Kongress Smart Building Solutions ins Leben gerufen hat. Im Jahr 2019 übernahm Dederichs zudem den Chair des ULI Product Councils „Future Cities – Smart Cities“. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Digitalisierung, Customized Smart Building, Business Transformation, IoT und Industrie 4.0.

„Ich wünsche mir, dass die Bau- und Immobilienbranche Transformation nicht als Last, sondern als Chance betrachtet.“

Der Freiburger Professor für Wirtschaftspolitik und Ordnungsökonomik Dr. Lars Feld hat es beim Heuer Dialog „Quo Vadis 2022“ auf den Punkt gebracht: „Wir leben in Wendezeiten!“. Infolge einer reduzierten Wachstumsprognose, einem sich stetig steigernden Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und dem Spuk einer fortlaufenden Baukostensteigerung muss sich auch die Bau- und Immobilienwirtschaft neu ausrichten. Die Zukunft wird turbulent, geprägt von den vier D-Megatrends Digitalisierung, Dekarbonisierung, Deglobalisierung und Demografie. In diesem Zusammenhang drei Fragen an Klaus Dederichs.

Was muss geschehen, damit die Bau- und Immobilienwirtschaft schneller zu Innovation kommt und sich gelungen transformiert?

Dederichs: Die konkreten Mehrwerte müssen sichtbar und messbar sein. Breits umgesetzte Vorbilder wie der Cube Berlin by CA Immo, The Ship in Köln by Fond Of oder das aktuell intelligenteste Gebäude der Welt, Digital Hammerbrooklyn in Hamburg by ArtInvest, zeigen anschaulich, was mit der Digitalisierung der Bau- und Immobilienbranche möglich ist. Entscheidend für die Digitalisierungsstrategie ist, wie man Daten analysiert und nutzt, nicht wie viele Sensoren vorhanden sind. Im Fokus stehen die Nutzer, Dienstleister und Betreiber der Immobilie, kurzum: sämtliche Stakeholder. ESG und EU-Taxonomie bestimmen künftig, ob Gebäude, die nach den Denkweisen der Vergangenheit gebaut sind, überhaupt noch am Markt angeboten werden können oder nicht.

Welche bau- und gebäudetechnischen Potenziale gilt es noch intensiver zu nutzen, um den gewaltigen Herausforderungen gewinnbringend zu begegnen?

Dederichs: Gebäude müssen künftig Datenlieferanten im Sinne der EU-Taxonomie und den ESG-Kriterien sein. Die intelligente Vernetzung der Daten mit offenen API-Schnittstellen der Systeme muss erste Priorität haben. In Cybersecurity zu investieren und die DSGVO zu beachten – das sind zwingende Voraussetzungen für intelligente und nachhaltige Gebäude.

Die Digitalisierung liefert auch Bestandsimmobilien über KI Einsparpotenziale von 15 bis 20 Prozent. Wenn man bedenkt, dass der Bau und der Betrieb von Gebäuden 40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs weltweit verursachen, versteht man, wie enorm das Potenzial der Innovation für eine nachhaltige und enkelfähige Zukunft ist.

Welche neuen Businessmodelle werden die Bau- und Immobilienbranche maßgeblich verändern?

Dederichs: Da gibt es viele, vom Parkraummanagement über den Liefer- und Nannyservice im Quartier, der Abrechnung der Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität bis hin zur Datenanalyse. Mit ihnen verbunden ist die Chance, trotz steigender Baupreise die Renditen konstant zu halten. Zu beachten ist: Neue Businessmodelle verändern auch immer das bestehende Geschäft und somit auch die steuerlichen Voraussetzungen. Wer sich mit neuen Businessmodellen auseinandersetzt, muss seine Organisation also entsprechend anpassen.

 

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