Auf den Punkt gebracht – drei Fragen an Mathis Wackernagel, Präsident des Global Footprint Network. Im Rahmen der Designing the Future-Initiative haben wir Herrn Wackernagel nach seiner Meinung zum Bauen von morgen gefragt.
Der gebürtige Baseler Mathis Wackernagel entwickelte nach dem Ingenieurstudium an der ETH Zürich im Rahmen seiner Doktorarbeit an der University of British Columbia in Vancouver (Kanada) gemeinsam mit dem Ökologen William Rees das Konzept des Ökologischen Fußabdrucks. Wackernagel ist Gründer des internationalen Nachhaltigkeitsinstitut Global Footprint Network, dessen Ziel es ist, ökonomische Entscheidungsprozesse planetenkompatibel zu machen, sodass die Wirtschaft innerhalb des Budgets der Natur gedeihen kann. Global Footprint Networks jährlicher Erdüberlastungstag erreicht weltweit mehr als sechs Milliarden Medienimpressionen. Mathis Wackernagels Arbeit zog zahlreiche Auszeichnungen und Preise nach sich.
„Wir können unsere Wirtschafts- und Unternehmensstrategien direkt mit der ökologischen Notwendigkeit verknüpfen, weil das, was uns ökologisch hilft, wertvoll werden wird.“
Herr Wackernagel, die Leitfrage unserer Initiative lautet: Was muss sich in der Bau- und Immobilienbranche ändern, damit nachhaltiges Entwickeln, Planen und Bauen zum Standard wird. Was ist Ihre Antwort darauf?
Wackernagel: Der Ressourcenmetabolismus unserer Gesellschaft, also der Ressourcendurchsatz, ist so groß, dass die Ökosystem der Erde den so langfristig nicht aufrechterhalten können. Dieser „Overshoot“ kann nicht bestehen. Er wird enden, per Design or per Desaster. Design bedeutet Wege zu finden, wie wir mit wesentlich kleinerem Ressourcenverbrauch gut leben können. Die nützlichsten, und wahrscheinlich immer wertvolleren Unternehmen sind daher die, die wenn es expandieren, den Ressourcendurchsatz der Welt dabei reduzieren. Also, je mehr davon existieren, desto kleiner der Ressourcendurchsatz der Menschheit. Das scheint erst einmal ein Widerspruch zu sein. Wer eine Autofabrik baut und mehr Autos produziert, verbraucht mehr Ressourcen. Aber wenn wir Energie dafür verwenden, beispielsweise unsere Häuser besser zu isolieren und sie energieeffizienter zu machen statt Geld für Heizungen und Treibstoff auszugeben, dann brauchen wir letztlich weniger Ressourcen und der Overshoot nimmt ab.
Ein Slogan von Ihnen lautet: The current trend is not our destiny. Es liegt in unserer Hand, wie wir unsere Zukunft gestalten und wie wir mit der Natur umgehen. Wie gelingt es, diesen Wandel technologisch zu ermöglichen und gleichzeitig wirtschaftlich zu gestalten?
Wackernagel: Wir leben gefangen von der Idee, dass Nachhaltigkeit teurer ist. Dadurch verkennen wir die wirkliche Herausforderung. Denn ohne Nachhaltigkeit werden wir immer ressourcenabhängiger und bauen wir uns damit Fallen. Unnachhaltiges wird im Durchschnitt an Wert verlieren. Das sollte uns nicht erstaunen, denn die Zukunft ist in vielen Bereichen voraussehbar: Sie wird von mehr Klimawandel und Ressourcenknappheit bestimmt. Werden Ihre Produkte, Häuser, Dienstleistung in dieser Zukunft gut funktionieren?
Welche Erwartungen haben Sie an das Bauen von morgen?
Wackernagel: Ich wünsche mir eine Welt, in der wir alle gut leben können. Wir nennen das One Planet Prosperity. Denn die einzige Alternative ist One Planet Misery. Da schon viel gebaut ist, und die Zukunft schnell auf uns zukommt, erwarte ich weniger neue Gebäude, sondern Verbesserung des Bestehenden. Also Retrofits. Diese haben die grössten Chancen, mit wenig Ressourcenaufwand das Bestehende nützlicher zu machen. Vielleicht scheint das nicht besonders spektakulär, ist aber unumgänglich. Darum die Frage, wie machen wir Retrofitting attraktiv, wenn nicht gar sexy?
HIER finden Sie weitere Informationen zu der Initiative Designing the Future.