ENERGY MEETS INDUSTRIES 2024
„Unternehmer unternehmen etwas!”
„Europe First! Wir haben in Deutschland die Innovationskraft und das Know-how – das müssen wir nutzen und wieder Haltung einnehmen!“ Mit diesem Appell eröffnete Dierk Mutschler, Vorstand bei Drees & Sommer, unsere Veranstaltung „Energy meets Industries".
Am 7. November brachten wir bereits zum zweiten Mal hochkarätige Expert:innen und Entscheider branchenübergreifend zusammen, um die Dekarbonisierung der Wirtschaft voranzutreiben. Mit dem Ziel, nicht nur Reden zu schwingen, sondern wirklich ins Tun zu kommen, war der Tag geprägt von konkreten Lösungsvorschlägen.
Raus aus der Theorie, rein in die Praxis!
Offene Paneldiskussionen, echte Fragen, konkrete Lösungsansätze und Workshops machten auch in diesem Jahr den Unternehmergeist unserer Veranstaltung deutlich.
Schon am Vorabend wurde es konkret, denn ENTEGA gewährte uns einen Einblick in ihr Gasturbinenkraftwerk. Ein gelungener Auftakt, den ein exklusives Unternehmergespräch und Impulse von Dr. Marie-Luise Wolff, Vorstandsvorsitzende ENTEGA AG, Prof. Dr. Hans Sommer, Vorsitzender des Gesellschaftskonsortiums und Gründer von Drees & Sommer, sowie Dr. Erika Bellmann, Equinor Deutschland GmbH, abrundeten.
Dr. Marie-Luise Wolff beleuchtete in ihrem Impuls die möglichen Auswirkungen der US-Wahlen auf die deutsche Energiewirtschaft. Europa müsse eigenständig handeln und sich seiner privilegierten Position bewusst sein, während Länder wie Dänemark und Spanien bereits Erfolge bei der Energiewende vorzeigen.
„Wir haben in Europa das Privileg, die Energiewende voranzutreiben – lassen wir uns nicht von Amerika-first-Politiken aufhalten.“
Prof. Dr. Hans Sommer betonte, wie kritisch die Lage des Klimaschutzes ist und fordert einheitliche Regeln für die globalen Klimaziele. Er verglich die Klimapolitik mit einer chaotischen Sportveranstaltung, in der jeder Akteur nach eigenen Regeln spiele – im Gegensatz zu klaren, international einheitlichen Strukturen wie im Sport. Deutschland habe Potenzial und engagierte Akteure, jedoch erschwerten komplexe Regulierungen den Fortschritt.
Wir müssen die Transformation in Deutschland schrittweise und technologieoffen gestalten und das vorhandene Kapital intelligent leiten, um die nötigen Veränderungen zu finanzieren. Privates Kapital spiele dabei die entscheidende Rolle. Er hob Beispiele wie Thyssenkrupp hervor, die eine flexible Strategie für CO₂-neutralen Stahl verfolgt, und plädierte für technologieoffene Innovationen, etwa in Wasserstoff und CO₂-Speicherung, um den Weg zu einer nachhaltigen Industrie zu ebnen.
„Wir brauchen ein globales Spielfeld mit klaren Regeln – Deutschland kann nicht allein die Welt retten.“
Praxisnahe Beispiele, wie die Transformation unserer Wirtschaft gelingen kann, kamen aus der Chemie-, Stahl- und Pharmaindustrie, der Luftfahrt, der Bau- und Immobilienbranche sowie von Kommunen, Energieversorgern und produzierender Industrie. Sie machten deutlich: Viele Lösungen gibt es bereits, wir müssen sie nun flächendeckend nutzen.
Die Botschaft für den kommenden Tag bei Merck in Darmstadt war klar: die Energiewende und Transformation der Industrie kann nur durch internationale Zusammenarbeit, Technologieoffenheit und sektorübergreifende Partnerschaften gelingen. Angesichts globaler Herausforderungen und politischer Unsicherheiten muss Europa eigenverantwortlich handeln und Innovationsführerschaft zeigen. Im Mittelpunkt stand daher unsere Leitfrage:
WIE SICHERN WIR GEMEINSAM DIE ZUKUNFTSFÄHIGKEIT DES INDUSTRIESTANDORTS DEUTSCHLAND UND EUROPA BEI EINHALTUNG DER GESETZTEN KLIMAZIELE?
Antwort darauf geben unsere Statements, die wir in diesem Jahr auf zwölf wegweisende Aussagen erweiterten und auf die sich alle Teilnehmer:innen verständigt haben:
Die weltpolitischen Entwicklungen, die Veränderungen auf den globalen Energiemärkten und die zunehmende Klimakrise führen zu einem erheblichen Handlungsdruck. Vor diesem Hintergrund ist ein gemeinsames, abgestimmtes Vorgehen aller Akteur:innen unabdingbar. Vor diesem Hintergrund ist ein gemeinsames, abgestimmtes Vorgehen aller Akteure unabdingbar.
Wir, die Unterzeichnenden, streben daher an, die Strom- und Wärmewende in Wirtschaft und Gesellschaft sektorübergreifend zu realisieren. Es kann und darf nicht sein, dass jeder Industriezweig, gar jedes Unternehmen bzw. jedes Gebäude für sich isolierte Lösungen verfolgt. Deshalb sind die zwölf folgenden Punkte aus unserer Sicht unerlässlich, um über das zentrale Instrument der Sektorenkopplung eine zügige, wirksame und nachhaltige Energiewende zu realisieren.
1. Sektorenkopplung first – gemeinsam abgestimmt handeln!
Als Vertreter der verschiedenen Industriezweige müssen wir unsere Strategien und Maßnahmen aufeinander abstimmen. Nur gemeinsam können wir beim Einsatz von regenerativer Energie etwa aus Sonne, Wind, Geothermie und aus zwischengespeichertem „grünen“ Wasserstoff einen wirklichen Effekt erzielen. Sämtliche Unternehmen, die in die Lieferkette von der Produktion bis zum Endkunden involviert sind, müssen sektorübergreifend zusammenarbeiten. Ziel ist es, zukünftige Projekte mit einem Sektorkopplungs-Workshop zu starten.
2. Sustainability is licensed to operate – Nachhaltigkeit wird zur Pflicht!
Ohne stimmige Nachhaltigkeitskonzepte werden Unternehmen bereits in allernächster Zukunft nicht mehr handlungsfähig sprich produktionsfähig sein. Das gilt einerseits, weil uns die Regulatorik auf unterschiedlichen Ebenen (EU, national, regional) dazu verpflichtet. Andererseits lassen sich nur noch so Wettbewerbsvorteile am Markt erzielen und USPs – etwa beim „War for Talents“ – glaubwürdig vermitteln. Die Finanzierbarkeit ist abzusichern, da Abwanderung keine Alternative ist.
3. Speed up – an Geschwindigkeit gewinnen und die Trägheit des Gesamtsystems überwinden!
Erinnern wir uns: Wir sind Unternehmer! Und Unternehmer unternehmen etwas. Packen wir die nachhaltige Energie- und Wärmewende also aktiv und entschlossen an und lassen wir Stillstand und Stau bei Genehmigungs- und Umsetzungsprozessen endlich hinter uns! Wir können alle nur gewinnen. Pioniergeist ist gefragt - und dass wir Pilotprojekte angehen. Machen ist angesagt!
4. Wind, Sonne und Geothermie stellen uns keine Rechnung.
Deshalb: Nachhaltige Energien voranbringen – zentral und dezentral!
Damit wir die Energiewende gemeinsam zum Erfolg führen können, ist es unerlässlich, rasch so viel erneuerbaren Strom wie möglich vor Ort zu produzieren. Dies können wir zentral etwa durch Wind- und Solarparks sowie durch Geothermie erreichen. Dezentral setzen wir beispielsweise auf Photovoltaik und auf Immobilien. Immobilieneigentümer, -entwickler und -berater sollten die entsprechenden Möglichkeiten von Plusenergiegebäuden bei Neubauten eingehend prüfen. Für den Bestand bieten sich etwa Wärmepumpen an.
5. Reden ist Silber, aktives Networking ist Gold – auf eine enge Kollaboration von Privatwirtschaft und öffentlicher Hand setzen!
Als privatwirtschaftliche Unternehmen und Immobilieneigentümer stoßen wir in der kommunalen Verwaltung die Gründung von Arbeitsgruppen und Initiativen zur schnelleren Umsetzung der grünen Wärmewende an – und beteiligen uns aktiv daran. So stellen wir auch sicher, dass der selbst erzeugte Strom bzw. die selbst erzeugte Wärme tatsächlich ins lokale Energienetz eingespeist werden kann und anderen Sektoren zugutekommt.
6. Zukunftsfähige Übertragungs- und Verteilnetze -
sind unabdingbar für die nötige Flexibilität
Eine effiziente und effektive Sektorkopplung zwischen Industrie bzw. produzierendem Gewerbe, Logistik, Infrastruktur und Mobilität erhöht die Flexibilität in der Nachfrage nach elektrischer Energie und nach Wärme. Dies gilt jedoch nur, wenn wir die oben genannten Punkte konsequent angehen und umsetzen. Auf diese Weise können wir volkswirtschaftlich enorme Kosten sparen, weil weniger ressourcenintensive Speicher aufgebaut werden müssen.
7. Move on – den Mobilitätssektor als zentralen Hebel einsetzen!
Um unsere Mobilität zu einem zentralen Teil der Energiewende zu machen, brauchen wir ein konzertiertes Vorgehen. So sollten wir etwa gezielte Maßnahmen ergreifen, um die Power-to-X-Technologie (Umwandlung von Strom zu Wasserstoff oder E-Fuels) an wichtigen Mobilitätspunkten zu verwirklichen. Auf diese Weise entstehen Mobility-Hubs für die Mobilitätsbedarfe der Menschen – und für die Energiewende.
NEU 2024:
8. No water, no life – eine funktionierende Wasserversorgung ist Voraussetzung für jede Entwicklung!
Wasser bildet die Grundlage allen Lebens und ist der Schlüssel zu nachhaltiger Entwicklung. Es treibt erneuerbare Energien wie Wasserkraft und Wasserstoffproduktion an, die für eine emissionsfreie Zukunft entscheidend sind. Denn während wir Energiequellen austauschen können, bleibt Wasser unersetzlich.
9. From Resource to Cycle – Industrielles Wasserrecycling sicher die Zukunft der Produktion
Wasser ist unser wichtigstes Gut und wird durch den Klimawandel immer rarer! Auch die Industrie muss bewusster mit dem Molekühl umgehen. Wenn wir nicht anfangen – gerade in der Industrie – Wasser flächendeckend zu recyclen und in einen Kreislauf zu überführen, wird die Produktion bei aufkommender Wasserknappheit zum Stillstand kommen.
10. Invest in the Future – Klimaschutz braucht eine entschlossene Finanzierung!
Für die Energie- und Wärmewende in Deutschland sind Investitionen in Billionenhöhe nötig. Der Staat allein kann das nicht stemmen – privates Kapital ist unverzichtbar. Jede Investition zählt und muss gezielt dorthin fließen, wo sie den größten Beitrag zum Klimaschutz leistet. In einer Welt begrenzter Mittel gilt: Setzen wir finanzielle Ressourcen verantwortungsvoll ein und investieren wir dort, wo sie den maximalen Klimanutzen bringen – jeder Euro zählt für eine grüne Zukunft! Das Kapital ist da, wir müssen es sinnvoll investieren .
11. Don’t mess with science – Science tells you the facts and what you need to do about it
Die Klimawissenschaft warnt seit langem vor einem ungezügelten Anstieg der Treibhausgasemissionen. Die weltweiten Extremwetter der vergangenen Monate und Jahre sind ein erster Vorgeschmack auf das, was uns bevorsteht. Wissenschaftlich belegt ist aber auch: Wir sind weiterhin handlungsfähig und haben als Gesellschaft und als Einzelne geeignete Mittel an der Hand, die Zukunft auf diesem Planeten positiv zu gestalten. Ein sinnvolles Zusammenspiel aus neuen und bewährten Technologien sowie ein zeitgemäßes, bewusstes Verhalten bietet dabei die besten Chancen!
12. Erste kommunale Ansätze vorhanden – Großes Potential bei weiterer Vernetzung
Wir erklären hiermit, diese zwölf Punkte künftig bei unseren unternehmerischen und immobilienbezogenen Entscheidungen zu berücksichtigen.
Die Bilder der Veranstaltung können hier heruntergeladen werden.
Unsere Key-Takeaways aus Vorträgen, Impulsen und Workshops
Die Schlagworte des Tages und unsere zentralen Erkenntnisse, um die Strom- und Wärmewende sowie die Transformation der Industrie zu beschleunigen:
Wasser ist nicht nur ein Problem des Globalen Südens: Die Abhängigkeit zwischen Energie und Wasser erfordert innovative Wege im Wassermanagement und Recycling.
Finanzierung durch privates Kapital: Die Transformation gelingt nur mit erheblichen privaten Investitionen.
Klarer Kurs: Die Klimawissenschaft warnt, zeigt aber zugleich deutlich, dass wir die Mittel haben, unsere Zukunft positiv zu beeinflussen.
Kooperation fungiert als Treiber: Eine funktionierende Sektorenkopplung entscheidet über den Erfolg der Energiewende – und den Erfolg der Transformation der Industrie.
Umsetzung muss jetzt auf die Theorie folgen: Die Zeit der Entwürfe ist vorbei – jetzt zählt es, anzupacken und konkrete Projekte zum Erfolg zu führen.
„Es ist Zeit, dass Europa Haltung zeigt, Verantwortung übernimmt und Führungsstärke beweist – wenn nicht wir, wer sonst? Unsere Mission: eine zukunftsfähige Welt schaffen. Dafür braucht es sektorübergreifende Kollaboration, Transparenz und Mut zu Innovation, von Zero Carbon bis hin zur zentralen Ressource Wasser. Die Herausforderungen sind groß, doch unsere Innovationskraft und der Wille zur Veränderung können uns erneut zur Weltmarktführerschaft führen.“
„Darmstadt als Digitalstadt und Top-Zukunftsstandort ist der perfekte Ort, um über Wandel zu sprechen. Unser Motto „Neues Entdecken – die Menschheit voranbringen” zeigt, wie wir in Life Sciences, Healthcare und Electronics Fortschritt gestalten können. Die Herausforderung: Als einer der größten Energieverbraucher so innovativ und nachhaltig wie möglich sein – wettbewerbsfähig, flexibel und krisenfest.“
Die Realität der Klimakrise kommt uns immer näher. Nur die sofortige und radikale Reduktion von Emissionen, ergänzt durch Klimapositivität und CO₂-Reduktion, kann uns noch helfen. Mit innovativer Technologie und der Kombination aus Photovoltaik und Geothermie könnten wir einen Wandel schaffen. Hoffnung gibt es, wenn auch mit nur 15–20 Prozent Wahrscheinlichkeit – aber wenn es um alles geht, ist das eine echte Chance.“
Lebhafte Diskussionen in unseren hochkarätig besetzten Panels
In vier spannenden Panels wurden die jeweiligen Themen-Schwerpunkte auf Herz und Nieren geprüft. Ein spannender Austausch mit klaren Ergebnissen:
Henrik Töpelt | Head of Energy Drees & Sommer (Moderation)
Martin Giehl | Technischer Vorstand Mainova AG
Markus Horn | Head of Generation, Renewables and Heat Entega AG
Marc Mundschau | Vorstandsmitglied Pfalzwerke AG
Das Panel betonte, dass der Ausbau von Strom- und Wärmenetzen in dicht bebauten Städten immense Investitionen und schnelle Genehmigungen erfordert, um mit den gesteckten Klimazielen Schritt zu halten. Zusammenarbeit und effizientes Energiemanagement wurden als Schlüssel zu mehr Wirtschaftlichkeit und Einsparungen hervorgehoben. Besonders der Ausbau der Fernwärme und die Nutzung von grünem Wasserstoff, etwa in geeigneten Industriestandorten, bieten große Potenziale, stellen aber zugleich hohe Anforderungen an Finanzierung und Koordination. Einigkeit herrschte darüber, dass pragmatische Verfahren, Transparenz und öffentliche Akzeptanz unerlässlich sind, um die Transformation in Richtung Dekarbonisierung erfolgreich und wirtschaftlich umzusetzen.
Frank Bornmann | Partner Drees & Sommer (Moderation)
Boris Diehm | Leiter Abteilung Klärwerke und Kanalbetrieb Stuttgart
Dr. Reinhard Hübner | CEO Skion Water
Imad Makhzoumi | Board member of the International Desalination and
Reuse Association (IDRA); CEO and Chairman ENOIA Engineering
Hans-Jürgen Stanger | Geschäftsführer eneotech Umwelt GmbH
Björn Wunderlich | Geschäftsführer Hydro-Ingenieure GmbH
Das zweite Panel machte deutlich, dass Klimawandel die Wasserversorgung massiv bedroht: Dürren und Überschwemmungen nehmen zu, und nur ein Prozent des Wassers weltweit ist für Menschen nutzbar. Wasser- und Energiesysteme sind eng verbunden, weshalb eine nachhaltige Nutzung entscheidend für die Dekarbonisierung ist. Lösungsansätze umfassen Recycling, Kreislaufwirtschaft und Technologien wie Entsalzung und Wiederverwendung. Mit innovativer Kanalsteuerung, Schwammstädten und alternativen Wasserquellen lassen sich Wasserverluste reduzieren. Vernetztes Denken und Mut zu neuen Wegen sind essenziell, um Infrastruktur resilient zu machen und Wasserknappheit sowie Hochwasserrisiken zu meistern.
Christoph Gawlik | Head of Industry Drees & Sommer (Moderation)
Carsten Poralla | Geschäftsführer Flughafen Stuttgart GmbH
Dr. Jennifer Berz | VP Strategy and Sustainability Fraport AG
Dr. Mark Misselhorn | Geschäftsführer Caphenia
Markus Weber | CFO Quest One
Dr. Regina Pouzolz | Deutsche Aircraft
Im Panel zur Dekarbonisierung der Luftfahrt diskutierten die Expert:innen über die Herausforderungen und Möglichkeiten, nachhaltige Energien und Antriebstechnologien in die Luftfahrt zu integrieren. Klar wurde, dass es nicht eine einzelne Lösung gibt: Die Luftfahrt benötigt einen Mix aus neuen Technologien, Infrastruktur und klaren regulatorischen Rahmenbedingungen. Der Weg zum klimabewussten Fliegen ist herausfordernd, doch kleine und mittlere Projekte sowie regulatorische Maßnahmen und Zusammenarbeit könnten entscheidende Schritte sein.
Prof. Dr. Robert Göötz | Geschäftsleiter Real Blue Kapitalverwaltungs-GmbH (Moderation)
Silke Stremlau | Vorsitzende des Sustainable Finance Beirates der Bundesregierung, stellv. Aufsichtsratsvorsitzende UmweltBank AG
Pascal Biesenbach | Co-Founder und CEO viadukt GmbH
Dominik Dürschlag | Managing Director Aareal Bank AG
Dr. Dirk Notheis | Geschäftsführer und Gründer Rantum Capital
Im Panel zur Finanzierung der Transformation wurde betont, dass private Investitionen entscheidend für die Umsetzung der Energiewende sind. Nur etwa zehn Prozent der benötigten Mittel kommen von der öffentlichen Hand, der Rest muss privat finanziert werden, wobei Unternehmen den größten Teil tragen. Die Panelteilnehmer:innen waren optimistisch, dass die Finanzierung der Transformation machbar ist, da genügend Kapital vorhanden ist – es muss jedoch in die richtigen Projekte und Richtungen gelenkt werden.
Im Interview mit Patrick Burghardt, Oberbürgermeister von Rüsselsheim blickten wir zudem auf ein konkretes kommunales Beispiel:
Rüsselsheim durchläuft derzeit einen umfassenden Wandel, insbesondere im Bereich Stadtentwicklung und Energietransformation. Ein Neubaugebiet von 60 Hektar für Wohnen und Gewerbe wird geplant. Maßgeblich dafür sind innovative Ideen wie Quartiersgaragen oder die Nutzung von Rechenzentren zur Abwärmenutzung. Die Hochschule spielt eine aktive Rolle in der Wasserstoffforschung, was für die Energiewende entscheidend ist.
Die kommunale Wärmeplanung und die interkommunale Zusammenarbeit stehen im Fokus, gerade für Themen wie ÖPNV und Radwegeausbau. Burghardt betont, dass Rüsselsheim bis 2030 nicht nur Konzepte, sondern konkrete Maßnahmen zur Umsetzung bringen will – rund 1,2 Millionen Quadratmeter sollen dabei in den kommenden Jahren sinnvoll genutzt werden.
„Rüsselsheim befindet sich im Wandel: Mit einem neuen Quartier für Wohnen und Gewerbe, moderner Wärmeplanung und interkommunaler Zusammenarbeit im Verkehrsbereich stellen wir die Weichen für die Zukunft. Bis 2030 will ich keine Konzepte mehr sehen – jetzt geht es darum, konkret zu handeln.“
VISIONÄRE EINBLICKE – die Start-up Pitches sorgten für Überraschungen
In spannenden dreiminütigen Pitches erhielten wir Einblicke in vier Start-ups, die mit ihren Entwicklungen den Weg zur Dekarbonisierung der Industrie bereiten:
KRAFT BLOCK entwickelt Technologien zur Dekarbonisierung industrieller Hochtemperaturprozesse. Ihr Ansatz umfasst sowohl stationäre als auch mobile Speicherlösungen, die eine Vielzahl von Anwendungen in verschiedenen Industrien abdecken. Das Unternehmen hat bereits ein mobiles Pilotprojekt umgesetzt und strebt eine 98%ige Dekarbonisierung in der Industrie an.
„Mit unserer Technologie können wir die Dekarbonisierung der Industrie auf einen Schlag um 98 % vorantreiben.“ Martin Schichtel, CEO, Kraftblock GmbH
INFENER entwickelt dezentrale Wasserstoffhubs zur CO₂-neutralen Energieversorgung. Mit modularen, skalierbaren Anlagen, die Wasserstoff, Brennstoffzellen und Wärmepumpen kombinieren, will das Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten. Das Ziel ist es, bis 2030 mehr als 12 GW Wasserstoffkapazität bereitzustellen.
„Wir wollen die Energielandschaft verändern – mit grünen Wasserstofflösungen für eine nachhaltige Zukunft.“ Tobias Gruber, Head of Product, INFENER AG
Ammonigy nutzt grünes Ammoniak als CO₂ -freien Energieträger für die Industrie. Durch dezentrale Ammoniak-Cracker wird Ammoniak in Wasserstoff umgewandelt, der in Motoren oder Industriebrennern eingesetzt wird. Das Unternehmen setzt auf regenerative Energien und hat Demonstrationsprojekte, unter anderem mit der Deutschen Bahn.
„Grünes Ammoniak ist der Energieträger der Zukunft – CO₂ -frei und effizient für die Industrie.“ Christian Hermle, CEO & Co-Founder, Ammonigy GmbH
Neustark verwandelt Abbruchbeton in eine Kohlenstoffsenke, indem CO₂ aus Biogasanlagen chemisch mit Beton reagiert. Dieser CO₂ -angereicherte Beton kann wiederverwendet werden, zum Beispiel im Straßenbau. Das Unternehmen hat bereits Anlagen in Betrieb, die die CO₂ -Bindung in großen Mengen ermöglichen.
„Wir verwandeln Abbruchbeton in eine Kohlenstoffsenke und tragen so zur CO₂-Reduktion im Bauwesen bei.“ Elmar Vatter, Projektleiter Marketing & Communications, Neustark AG
Wie könnten die Ansätze nun in die Praxis umgesetzt werden?
Das stellten zum Abschluss – wie auch im vergangenen Jahr – unsere Workshops spielerisch dar. Dazu trafen sich Vertreter:innen verschiedener Sektoren und diskutierten offen über mögliche Lösungen. Die Ergebnisse schlossen den Kreis zum Auftakt der Veranstaltung: Europa und vor allem Deutschland muss sich auf seine Stärken zurückbesinnen und ins Handeln kommen. Wir haben die nötigen Mittel und brauchen Umsetzende, die die Führung übernehmen. Dafür haben sich unsere Teilnehmer:innen durch das Unterzeichnen der Statements bereit erklärt.
Ein herzliches Dankeschön an alle Expert:innen, die „Energy meets Industries“ auch dieses Jahr mit herausragenden Impulsen, ehrlichen Diskussionen und Fragen bereichert haben.
Wir wurden aufs Neue darin bestätigt, wie wichtig der branchenübergreifende Austausch im Sinne der Sektorkopplung ist – deshalb geht „Energy meets Industries“ nächstes Jahr am 22. und 23. Oktober 2025 in die dritte Runde.
Wir freuen uns darauf!