Der 11.05.2021 geht in die Schweizer Geschichte ein. Denn dieser bezeichnet den Swiss Overshoot Day. An diesem Tag hat die Schweiz ihre Biokapazität für das Jahr 2021 erreicht und lebt, was den Ressourcenverbrauch angeht, auf Kosten des Planeten Erde. So eignete sich dieses Datum perfekt für die Durchführung des dritten Themendialogs der Themenreise 2021, mit dem Titel „Mission to Zero“. Dieser Themendialog wurde gemeinsam mit ABB veranstaltet.
Über 120 Teilnehmende haben sich digital versammelt, um die Möglichkeiten zu diskutieren, wie die Dekarbonisierung von Ländern und Gesellschaften, Städten und der Industrie und ihren Gebäuden erreicht werden kann.
MISSION TO ZERO
Die digitale Veranstaltung begann mit einem Gastgeberimpuls von Uwe Laudenklos, dem Geschäftsführer für Marketing und Vertrieb bei ABB. Das Motto des Tages war auch der Titel des Gastgeberimpulses – „Mission to Zero“. ABB verfolgt diese Mission zur Dekarbonisierung durch die Entwicklung klimaneutraler und autarker Lösungen für industrielle Standorte, Gebäude, sowie für städtische Quartiere.
Dabei sind die zentralen Nachhaltigkeitsziele von ABB:
- Die Dekarbonisierung von Kundenprojekten, der ABB-eigenen Standorte und der gesamten Lieferketten durch Zusammenarbeit mit den Lieferanten
- Optimierung des Ressourcenverbrauchs und der Ressourcenentsorgung, beispielsweise durch Einführung von Kreislaufwirtschaft
- Erhöhung der Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter, Kunden und Partner von ABB.
Uwe Laudenklos ist sich sicher: Um die sozialen ökologischen und ökonomischen Herausforderungen zu meistern, werden wir die unterschiedlichen Interessen wieder ins Gleichgewicht bringen müssen. Nachhaltigkeit wird zum Standard des Handelns der Gesellschaft werden. Die Entwicklung der technischen Lösungen erfordere den Dialog und die Zusammenarbeit aller Beteiligten - Von der Wirtschaft, über Politik und Wissenschaft, bis hin zur Gesellschaft.
KURZIMPULSE
WELTMARKTFÜHRER IM WANDEL DER ZEIT
Prof. Dr. Christoph Müller, Universität St. Gallen
Beim Kurzimpuls von Prof. Müller ging es darum, wer die heutigen Weltmarktführer sind, was sie auszeichnet und vor allem was sie beachten müssen morgen noch Weltmarktführer zu sein. Dabei macht sich bemerkbar, dass die deutschen Weltmarktführer meist aus Maschinen- und Anlagenbau, Automobil, Elektrotechnik und Chemie kommen. In „jungen“ Technologiebranchen wie IT, Social Media, Handel und Dienstleistungen dagegen, gibt es kaum Weltmarktführer. Um dies zu ändern bedarf es Weltmarktführervisionen, hohen Geschwindigkeiten im Handeln, Kooperationen, dem Wettbewerb zwischen den Akteuren, der Offenheit der Märkte und der gebündelten Finanzkraft.
ZUKUNFT BESTAND – INNOVATIONSLÖSUNGEN
Bernhard Caviezel, Product Marketing Director, ABB und Maurizio Mancinone, Head Digital Business Development, Wincasa
Das Nachhaltigkeitsmoment im Immobilienumfeld liegt nicht im Neubau, sondern im Gebäudebestand. Innovative, flexible Nutzungskonzepte können ein Bestandteil zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele sein. Um ein Bestandsgebäude zu digitalisieren, bedarf es der Transparenz zur systemübergreifenden Unterstützung der Prozesse. Es ist wichtig zu erkennen, dass man in der Systemarchitektur offen sein muss, statt auf proprietäre Systeme zu setzen. Selbstverständlich geht es neben dem Gebäude an sich auch um die Betrachtung der Prozesse der übergeordneten Stakeholder.
Und schließlich gehört zur erfolgreichen Digitalisierung des Bestands außerdem die Customer Experience des Mieters. Das Ziel muss es sein, eine Win-Win-Win-Situation zu schaffen, bei der Vermieter, Verwalter und der Mieter von der Lösung profitieren.
NACHHALTIGKEITSZIELE DER ÖSTERREICHISCHEN POST
Andreas Frey, Leiter Nachhaltigkeit, Österreichische Post
Die Österreichische Post beteiligt sich ebenfalls an der Energiewende und am Wechsel zu einer erneuerbar betriebenen Wirtschaft. Eines der wesentlichen Themen dabei sind Grüne und effiziente Immobilien. Dazu gehören beispielsweise die Erzeugung erneuerbarer Energien durch den sukzessiven Ausbau der Photovoltaikanlagen oder Energieeinsparungen, die unter anderem durch Energiemonitoring und den Austausch von Haustechnikkomponenten erzielt werden können. Auch Nachhaltige Infrastrukturstandards spielen eine Rolle. Nach den neuen Vorgaben der EU-Gebäuderichtlinie wird unter anderem der Altbestand in den kommenden Jahren umfassend thermisch saniert und Begrünungsmaßnahmen bei Neubauten umgesetzt.
Um all diese Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, setzt die Österreichische Post ebenfalls auf Kooperation und beteiligt sich beispielsweise an Branchenstudien, Forschungsprojekten, Abschlussarbeiten und am Testen von nachhaltigen Technologien.
IMMOBILIEN IM BUILDING LIFECYCLE
Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr, Managing Director Business Development, Marketing und Vertrieb, Schweickert GmbH
Die größte Innovationswelle der heutigen Zeit ist, auch im Bereich des Gebäudeumfelds, die Nachhaltigkeit. Der Gebäudebestand muss aber darüber hinaus den kommenden, weiteren Innovationswellen standhalten. Die Herausforderung liegt darin, dass wir gar nicht wissen was die nächsten Themen sein werden. Es muss also auch im Building Lifecycle überlegt werden, wie man sich auf die Zukunft vorbereitet, damit man den Anforderungen gerecht wird. Die Kunst liegt laut Dr. Schmidt-Eisenlohr darin, Gebäude so vernetzt und integriert zu denken, dass man in alle Richtungen offen ist. Unterschiedliche Gewerke wie Elektrotechnik, Gebäudetechnik und IT müssen als zukünftiges Ganzes gedacht werden.
TAKE-HOME MESSAGES AUS DEN VERTIEFUNGSSESSIONS
PANELDISKUSSION
mit Ulrich Aschenbroich, ABB | Andy Fitze, SwissCognitive | Philipp Gansch, Drees & Sommer | Andreas Frey, Österreichische Post | Dr. Mathis Wackernagel, Global Footprint Network
Weltweit, aber vor allem in der DACH-Region, übersteigt der ökologische Fußabdruck unsere vorhandene Biokapazität. Der Swiss Overshoot Day beispielsweise, ist dieses Jahr auf den 11. Mai gefallen. Das Ziel heißt also „Move the Date“. Wie viel Biokapazität haben wir? Wie effizient bauen wir unsere Städte? Wie bedienen wir sie energetisch? Wie essen wir? Wie viele Menschen gibt es?
Es gibt mehrere Stellschrauben, an denen wir drehen können. Die Teilnehmer des Panels waren sich aber einig: Es geht um das „Wollen“, nicht um das „Müssen“. Die technischen Möglichkeiten gibt es mittlerweile schon. Unterstützt können diese noch durch das Aufbrechen alter Denkmuster werden. Brauchen wir wirklich noch Briefkästen, die Logistische Prozesse bündeln? Müssen wir zur gleichen Zeit zur Arbeit in die Stadt fahren, damit wir immer wieder im Stau landen?
Die Rolle der Politik liegt in der Schaffung von Anreizen und bei der Setzung von Rahmenbedingungen, beispielsweise durch den Green Deal und die Taxonomie. Ob diese Maßnahmen und gesteckten Ziele ausreichend sind, wird sich zeigen.
Eines ist sicher: Die Ökologie und die Ökonomie gehen miteinander einher. Die Transformation ist sogar ein Wettbewerbsvorteil. Unternehmen, Gesellschaften und Länder, die sich nicht auf die Transformation einstellen, werden an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen. Und wir wissen, die Transformation kommt bestimmt. Wie Dr. Wackernagel abschließend sagte, ist die Frage nur, ob sie „per Design oder per Desaster“ kommt.
Impressionen
Sie haben Anregungen oder Fragen? Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf.
Wir freuen uns, Sie auch wieder bei der nächsten Themenreise begrüßen zu dürfen.