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Blogbeitrag 15 / 02 / 2023
Lesedauer:
480 Kilometer auf dem Drahtesel

CO2-Fußabdruck reduzieren

© Drees & Sommer

Was schon so früh? Der Wecker reißt mich pünktlich um 6.30 Uhr aus dem Schlaf – verflucht… beim Aufstehen bemerke ich, wie meine Oberschenkel brennen, und ich gehe mit zittrigen Beinen verschlafen ins Badezimmer des Hotels. 20 Minuten später sehe ich die ersten bekannten Gesichter im Frühstückssaal. Wurst, Käse, Brötchen, der Duft nach frischem Kaffee – wäre es nicht so früh, könnte man es sich hier so richtig gutgehen lassen. Ich zwinge mich zu einer Schale Müsli, obwohl ich keinen Appetit habe. Denn ich weiß, ich brauche die Kräfte für den heutigen Tag. Beim Gedanken an meinen Fahrradsattel meldet sich mein Gesäßknochen… zwei Tage liegen schon hinter uns. Halbzeit auf der EXPOBIKE TOUR. Doch viel Zeit zum Grübeln bleibt kaum. In wenigen Minuten treffe ich meine Mitstreiter:innen im Fahrradkeller und wir begeben uns auf die Strecke von Bad Salzungen nach Schweinfurt. Der Regen bereitet mir Bauchschmerzen, aber jetzt gibt es kein Zurück mehr. In die Pedale treten, Kopf ausschalten, Kräfte sparen, Mittagspause, dann die letzte Etappe bis zur neuen Unterkunft, wo das wohlverdiente Abendessen auf uns wartet. Doch auch ein bisschen Vorfreude macht sich bemerkbar. Ich genehmige mir den letzten Bissen und lächle in mich hinein. 100 Kilometer Tagesziel? Das schaffe ich. // Ausschnitt aus den Erinnerungen von Sina Faass

480 Kilometer in vier Tagen mit dem Fahrrad durch Deutschland: Für Radprofis eine Aufwärmübung, für ungeübte eine echte Foltermethode, für die Teilnehmer:innen der diesjährigen EXPOBIKE TOUR Ansporn und Herausforderung zugleich. Das Ziel von Immosport, dem Initiator der Tour, ist es, im Sinne der Nachhaltigkeit eine sportliche Alternative für die Anreise zur EXPO REAL zu bieten und dabei zu netzwerken und den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Insgesamt elf Dresos traten bei der Tour von Immobilienprofis für Immobilienprofis an. Wie sie die Strecke von Hannover bis Nürnberg in nur vier Tagen gemeinsam gemeistert haben? Unsere Kolleg:innen Sina Faass, Nina Demirer, Franziska Polleter und Joachim Lenschow berichten im Interview über ihre ungewöhnliche Reise von Hannover nach Nürnberg.

 

Da die EXPOBIKE TOUR 2022 bereits zum zwölften Mal stattfand, kannten sich schon viele Teilnehmer:innen aus vergangenen Jahren. Wie lange seid ihr schon bei der Tour dabei?

Franziska: Wie für Sina und Nina war es meine erste EXPOBIKE TOUR und hoffentlich nicht die letzte!

Joachim: Ich bin tatsächlich schon etwas länger dabei – um genau zu sein seit 2012. Dieses Jahr war ich nun zum 6. oder 7. Mal am Start. Warum ich ein Wiederholungstäter bin? Das Fahren in der Gruppe mit anderen Fahrradverrückten macht einfach Spaß und auch der Sinn der Tour ist einfach klasse.

Hut ab und erstmal herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Tour! Für Außenstehende ist es ungemein beeindruckend, knapp 500 Kilometer mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Wie lange habt ihr für die Tour geübt?

Sina: Vielen Dank! Nicht nur für Außenstehende ist das eine große Sache, ich hatte selbst den höchsten Respekt davor. Aufgrund der Social-Media-Begleitung von Dreso im Vorfeld, habe ich Ende März 2022 schon angefangen zu radeln – da aber sehr unregelmäßig und meist nur sehr kurze Strecken. So richtig, mit eigener und neuer Montur, ging es dann ab Anfang Juli los.

Nina: Ehrlich gesagt saß ich seit zwei Jahren nicht mehr auf dem Fahrrad. Und hatte daher im Vorfeld auch so großen Respekt vor den täglichen Distanzen. Da ich aber ansonsten auch sehr viel Sport, nämlich Crossfit, mache, wusste ich, dass ich körperlich an meine Grenzen – oder auch mal darüber hinaus – gehen kann.

Ob mit oder ohne Übung, die Aufregung war mit Sicherheit Tag für Tag aufs Neue euer Begleiter. Hand aufs Herz: Was war das Härteste für euch auf der Strecke?

Nina: Jeden Morgen um 7:00 Uhr tonnenweise Essen in mich reinzustopfen, um ausreichend Energie für die kommenden Stunden auf dem Fahrrad zu haben – das war ich gar nicht gewohnt!

Sina: Für mich war das mental Härteste auf jeden Fall der Regen. Einfach weiterfahren, auch wenn es wirklich wie aus Eimern schüttet und man eigentlich nicht mehr kann und will. Es ist rutschig, man sieht nichts, man friert, kriegt Hunger… Körperlich war die ungewohnte Belastung, trotz Training, nicht ohne. Die Hose reibt irgendwann, die Arme tun vom Strecken und Stützen weh, der Nacken tut weh, wenn man immer nach vorne schaut. Es gibt aber für alles kleine Tricks, um diese Sachen leichter und besser zu machen.

Das hört sich nach echtem Extremsport an! Ihr könnt euch wirklich auf die Schulter klopfen, das durchgezogen zu haben. Worauf wart ihr am meisten stolz?

Franziska: Für mich war von Anfang an klar, wenn ich mitfahre, dann komplett bis nach München. Ich wollte mit eigener Muskelkraft die Strecke zurücklegen und ein Statement setzen, dass das Fahrrad ein super Fortbewegungsmittel ist, auch für lange Strecken. Das bei Wind und Wetter durchgezogen zu haben – das war ein tolles Gefühl.

Sina: Das stimmt – ABER: Wenn’s dann mal wirklich nicht mehr geht, auf sich zu hören, das kostet auch Überwindung. So ging es mir an Tag drei, als ich die letzten 20 Kilometer nicht mehr mitfahren konnte, weil ich starke Knieschmerzen hatte. Ich hab die Gruppe ausgebremst und bin Gefahr „gelaufen“, an Tag vier nicht mehr teilnehmen zu können. Das war schon eine Überwindung, hier Schwäche zu zeigen und in dem Fall sinnvollerweise abzubrechen.

Nina: Und dem inneren Schweinehund zu widerstehen, am Berg doch in den sogenannten Besenwagen einzusteigen, um mit dem Auto ans Ziel zu kommen.

Nun blicken wir mal auf die Sonnenseiten: Was war euer ganz persönliches Highlight der EXPOBIKE TOUR?

Sina: Das Highlight für mich war die Vernetzung untereinander und dass man sich so schnell so nah war. Es war wie eine Klassenfahrt – ja fast wie eine kleine Familie. Jeder ist in der gleichen Situation und muss die Zähne zusammen beißen. Zusammen geht aber immer alles leichter als alleine. Ein weiteres Highlight für mich waren die Strecken. Wir sind an Gegenden vorbei gekommen, die keine klassischen Reiseziele sind, die aber wunderschön waren. Und wenn dann auch noch die Sonne geschienen hat, war das ein richtiger Traum!

Nina: Wie bei Sina stand auch für mich das Netzwerken an erster Stelle. Einfach toll, wie schnell man sehr viele interessante Kontakte aus der Immobilienbranche knüpfen konnte – vor allem als Neuling, wie ich es war. Einige der Mitfahrer:innen habe ich zufällig schon bei nachfolgenden Veranstaltungen getroffen – das Wiedersehen war jedes Mal eine große Freude. Ein weiteres Highlight war festzustellen, mehr als 100 Kilometer am Tag ohne nennenswerte Probleme auf dem Fahrrad verbringen zu können. Vor dieser konditionellen Herausforderung hatte ich im Vorfeld riesigen Respekt – das war aber in der Gruppe sehr gut machbar.

Franziska: Da kann ich mich nur anschließen. Jede Etappe hatte etwas Besonderes und das gemeinsame Ankommen im nächsten Zielort sowie das Wiedersehen und der Austausch mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern war immer toll. Mein persönliches Highlight war darüber hinaus die lange Zusatzetappe von Nürnberg nach München. Nur noch der harte Kern war an diesem Tag unterwegs. Die Strecke verlief sehr nah an meiner Heimat vorbei, das war eine zusätzliche Motivation und Antrieb die 215 Kilometer durchzuziehen, die wir trotz beachtlicher Höhenmeter äußerst flott zurückgelegt haben. Nach den vorherigen Extrem-Regentagen sind wir zwar in Nürnberg mit Nebel gestartet, aber die Sonne kam bald durch und hat uns bis nach München begleitet. Die Zieleinfahrt nach München über die Luitpoldstraße, Odeonsplatz und schließlich das Ziel am Marienplatz war dann ein krönender Abschluss der Tour.

Joachim: Ja, das Wetter spielt wirklich eine enorme Rolle. Auch für mich war der letzte Abschnitt nach München, den wir in kleiner Runde bewältigt haben, unvergesslich: Nach den zwei Regentagen, die uns leider erwischt hatten, war dieser letzte Abschnitt mit Sonne einfach nochmal unbeschreiblich.

Das Ziel von Immosport, dem Initiator der Tour, war es, im Sinne der Nachhaltigkeit eine sportliche Alternative für die Anreise zur EXPO REAL zu bieten und dabei zu netzwerken und den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Hat die Tour den Sinn für euch erfüllt?

Sina: Absolut. Die Tour hat gezeigt, wie man eine Anreise anders gestalten kann und wie viele Mehrwerte sich daraus ergeben – beispielsweise wie sehr so eine Tour verbindet, und man Leute aus der eigenen Branche mal ganz anders kennenlernen kann. Hierarchien spielen hier keine Rolle – jeder hat das gleiche Ziel und alle wollen es gemeinsam erreichen. Die Tour hat aber auch gezeigt, dass es in Sachen Nachhaltigkeit noch Verbesserungspotenzial gibt. Das wollen wir 2023 gemeinsam mit Immosport angehen. Stay tuned!

Joachim: Da kann ich nur zustimmen. Als Anregung für 2023 wäre es schön, wenn man vielleicht nicht nur den Sponsoren, sondern auch den anderen Teilnehmern zu Touranfang eine Kurz-Vorstellung ihrer Arbeit ermöglicht. Das schafft Netzwerkmöglichkeiten.

Nina: Für mich hatte die Tour eher einen symbolischen Wert – ein toller Aufhänger, um über das wichtige Thema CO2-Ausstoß zu kommunizieren.

Franziska: Genau, es geht bei dieser Aktion darum, ein Zeichen zu setzen und ein „CO2-Bewusstsein“ zu schaffen bezüglich unsere täglichen Handlungen, privat wie beruflich, und das ist gelungen. Die Art des Reisens funktioniert natürlich nicht bei jeder Reise, aber in diesem Fall geht es um das Bewusstmachen, welchen Impact jede Reise auf das Klima hat. Das wurde bei der EXPOBIKE TOUR und nicht zuletzt auch durch die Berechnung durch EPEA und Drees & Sommer klar.

Die Tour war perfekt organisiert, nachhaltig durchdacht und mit Leidenschaft durchgeführt: Einen großen Dank an Immo-Sport E.V., an die Guides und natürlich an Dreso sowie die diesjährigen Sponsoren.

Was ich mir jedoch für die nächsten Jahre wünschen würde ist, dass mehr Frauen aus der Immobilienbranche sichtbar werden und sich für die Nachhaltigkeit in unserer Branche stark machen. Das ist mir auf der EXPOBIKE TOUR aufgefallen und dieses Bild hat sich auf der EXPO REAL nochmals verstärkt: mit zehn Frauen bei 80 Teilnehmer:innen gibt es noch viel Entwicklungspotenzial für Frauen!

Ich bin mir sicher, dass ich die bzw. den ein oder andere:n auch in zukünftigen Projekten oder Veranstaltungen wiedersehen werde. Radfahren verbindet, und ich freue mich schon jetzt auf die EXPOBIKE TOUR 2023!

In diesem Sinne vielen Dank für die spannenden Einblicke in die Tour, eure Erlebnisse und Erfahrungen. Wenn das mal kein Aufruf, vor allem an die Leserinnen war, im kommenden Jahr ebenfalls mit dabei zu sein.

Wie man Teilnehmer:in der EXPOBIKE TOUR werden kann?

Diese und weitere Infos zur Tour finden Sie hier: ImmoSport e.V. – Expobike

Bei Fragen zur Rolle von Drees & Sommer und unseren Maßnahmen wenden Sie sich gerne an: sina.faass@dreso.com.