• Blog
  • Vertikale Begrünung Fassade
Blogbeitrag 25 / 10 / 2021
Lesedauer:
Die Wand, die mehr kann

Vertikale Begrünung Fassade

© Drees & Sommer

Lange galten begrünte Flachdächer unter ökologisch bewussten Bauherren als der letzte Schrei. Doch spätestens, seit zunehmend PV-Anlagen diesen Platz beanspruchen, geraten Fassaden als Orte für Pflanzen und Tiere in den Blick. In Stuttgart haben Experten den Ansatz an einem Bürogebäude realisiert – trotz nicht ganz einfacher Ausgangslage.

Vorteile einer Fassadenbegrünung:

  • schafft besseres Mikroklima
  • filtert Schadstoffe und reinigt somit die Luft
  • dämmt Lärm und sorgt für einen besseren Schallschutz
  • bietet Zuflucht für Tiere und fördert dadurch die Artenvielfalt
  • wird in vielen Städten und Kommunen gefördert
  • schafft eine Wohlfühlatmosphäre

Hier finden Sie weitere Informationen zu Vorteilen von Grünfassaden.

Fassade begrünen

Begrünte Fassaden sind ein Hingucker, bringen darüber hinaus aber auch viele handfeste Vorteile: etwa für die Tier- und Pflanzenwelt, das Mikroklima und den Lärmschutz vor Ort. Da verwundert es nicht, dass sie nach und nach in den zunehmend vom Klimawandel betroffenen Innenstädten Einzug halten. Nur könnte das gefühlt noch ein wenig schneller gehen.

Das Zögern kommt allerdings nicht von ungefähr. Müssen sich doch denjenigen, die durchaus Interesse an einer grünen Gebäudefassade hätten, vorab einige grundsätzliche Fragen stellen. Dazu zählen – neben der Kostenthematik – technische Aspekte der tragenden Konstruktion, der Bewässerung und Pflege sowie der Auswahl der Pflanzen.

Mit rund 100 Quadratmetern Fläche ist die begrünte Fassade des Bürogebäudes OWP 12 in Stuttgart-Vaihingen gegenwärtig fast schon eine der größeren bepflanzten Außenwände. Vertiko, ein Freiburger Fachbetrieb, dessen Name nicht von ungefähr an einen schwindelerregenden Hitchcock-Filmklassiker erinnert, hat im Süden der baden-württembergischen Landeshauptstadt Hand angelegt: Von der ersten Etage bis zur Dachkante oberhalb des drittens Stockwerks und gut acht Meter in die Breite erstreckt sich die im Sommer 2021 bepflanzte Fläche.

Fassadenbegrünung an der Nordseite

Vertiko bringt Pflanzen schon seit Jahren an mal kleinere, mal größere Wände und Fassaden. Die Besonderheit bei dem von Drees & Sommer selbst genutzten Bürogebäude: Die begrünte Fläche liegt auf dessen Nordseite, da auf der Südseite eine solaraktive Hochleistungsfassade den Bau energieautark stellt.

„Nordseite“, das bedeutet für Pflanzen meist schwierigere Bedingungen. Im Prinzip kennt diese jede Kleingärtnerin: Wenig oder kein direktes Sonnenlicht, dafür oft tiefer Schatten, auch wenn Fassaden in der Nachbarschaft das Licht zuweilen reflektieren. Das alles hat sich bei den OWP 12 auf die Auswahl der Pflanzen ausgewirkt: Überwiegend sind winterharte Arten für schattige oder „absonnige“ Standorte vertreten, darunter Bergenia mit ihren runden fleischigen Blättern oder elegante Gräser (Carex). Insgesamt bestimmt die Schmuckwirkung der über das Jahr wechselnden Blattfarben das Bild, weniger die der eher unauffälligen Blüten.

Fassadenbegrünung mit System

Fassadenbegrünung ist nicht gleich Fassadenbegrünung. Je nach den Voraussetzungen vor Ort und den Zielen eines Bauherrn stehen zum Beispiel bodengebundene Systeme (also Rank- oder Kletterpflanzen) zur Verfügung. Bei den OWP 12 kommt indes ein wandgebundenes System zum Einsatz. Das heißt: Die gesamte vegetationstragende Schicht hängt an der Wand und hat keinen Anschluss an den Boden. In diesem Fall haben Drees & Sommer und Vertiko eine flächige Bauweise verwendet. Das bedeutet, dass der Fassade keine vorgefertigten Pflanzmodule vorhängen, was wiederum eine individuellere Gestaltung ermöglicht hat.

Konstruktiv ist das System als eine Kombination aus taschenartigen Vliesen und Gestrick, das als Substratersatz fungiert, ausgebildet. Und das Ganze ist in Reihen angebracht, an denen auch die Bewässerung entlangläuft. Auch das Thema Brandschutz haben die Experten an dieser Grünfassade weiterentwickelt, so dass künftig flächen- und größenunabhängig geplant werden kann.

Pflege einer Fassadenbegrünung

Ein heikler Punkt jedweder Art von Fassadenbepflanzung ist die Versorgung des Grüns mit Wasser. Denn hier kommt es auf die richtige Menge und eine standortgerechte Dosierung an. Das Wasser für die Pflanzen an den OWP 12 stammt aus einem Regenwasser-Zisternensystem auf dem Dach. Von einem Computer vollautomatisch gesteuert findet es über verschiedene Leitungen seinen Weg in die Pflanztaschen. Weiter unten an der Fassade sitzen dabei diejenigen Pflanzen, die etwas mehr Feuchtigkeit benötigen. Oben befinden sich dagegen eher die Trockenheitskünstler. Das System lässt sich in Echtzeit online überwachen.

Der zweite Kostenfaktor ist in der Regel die Pflege. Hier verfügt das System jedoch über eine Art eingebauter Kostenbremse: Durch die dichte Pflanzung und die knapp bemessenen, beinahe ganz geschlossenen Pflanztaschen findet „Fremdaufwuchs“, auch als „Unkraut“ bekannt, kaum Platz. Die Pflegmaßnahmen beschränken sich daher zweimal im Jahr auf das Ausputzen verblühter Triebe und einen Rückschnitt von altem Laub.

Trotzdem zeigt sich schon jetzt, im Herbst 2021 und nur wenige Wochen nach der Pflanzung, dass an der Fassade der OWP 12 ein abwechslungsreiches grünes Bild entsteht. Der Pflanzplan scheint aufzugehen – und die Natur Einzug zu halten.

Mehr dazu im Video.