Beim Planen denkt man zunächst an technische Zeichnungen und an die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI), dabei ist es im Wesentlichen eine Kommunikationsaufgabe. Es gilt: Wirf den traditionellen Planungsprozess über Bord!
Mit PKM den Daten- und Informationsaustausch im Griff
Bauherr, Architekten, künftige Nutzer, oft über 50 Planungsbüros und mehr als 200 ausführende Firmen: Bei Grossprojekten ist dies eher die Regel als die Ausnahme. Wie sollen so viele Parteien miteinander kommunizieren, ohne dass ein Chaos ausbricht? Früher schickte man dazu Pläne und Unterlagen von einem zum anderen und absolvierte unzählige, endlos lange Koordinationsrunden mit oft fehlerhaften Ergebnissen und immensem Papiereinsatz.
Drees & Sommer hat mit dem Projekt- KommunikationsManagement-System (PKM) schon vor vielen Jahren einen wichtigen Schritt gemacht: Ohne PKM als leistungsfähige Daten- und Kommunikationsplattform wäre die Projektkommunikation noch heute unkoordiniert und mit höchstem Aufwand für die Informationsbereithaltung und Dokumentation verbunden. PKM hat die digitale Planung mit allen Bestandteilen in der notwendigen Durchgängigkeit definiert. In Projekten, in denen wir PKM einsetzen, müssen sich die Beteiligten vertraglich verpflichten, die Plattform zu nutzen. Auf diese Weise gelingt es, die Schnittstellen auf ein handhabbares Mass zu reduzieren. Dazu sind beispielsweise in der Benutzerverwaltung die Verantwortlichkeiten der Beteiligten abgebildet.
Mit PKM lässt sich so der Planungsprozess viel präziser kontrollieren – was die Qualität der Planung verbessert und vor allem zu Terminverkürzungen führt. Ausserdem übernimmt das Tool den unerlässlichen Austausch der Informationen während der Planungs- und Bauzeit, dient als Dokumentenmanagementsystem, Raumbuch und Projektarchiv. Damit ist PKM Lean Management im besten Sinne.
Besserer Workflow mit Building Information Modeling
Ein weiterer Schritt in Richtung eines umfassenden Lean-Planning-Systems ist eine komplette digitale Modellierung eines Bauwerks über das sogenannte Building Information Modeling (BIM).
Mit ihm wird ein umfassendes digitales Abbild des geplanten Objekts mit grosser Informationstiefe erstellt, wodurch sich der Workflow erheblich verbessert. Grund: Der/Die jeweilige Planer/in muss sich nur mit den Informationen auseinandersetzen, die für seine/ihre Arbeit wichtig sind. So besorgt sich etwa der/die Tragwerksplaner/in nur die Daten zu den tragenden Elementen. BIM ermöglicht daher sehr gezielte, also gewissermassen „schlanke“ Zugriffe auf gerade benötigte Teilaspekte.
Durch die dreidimensionale Darstellung aller Bauteile können mit BIM leicht Kollisionen – beispielsweise zwischen Leitungen – identifiziert und ausgeräumt werden. Zusätzlich zur grafischen Darstellung lassen sich bauphysikalische Eigenschaften und spezifische Kosten erfassen. Daneben fungiert BIM als detaillierter Katalog vordefinierter Bauteile wie Wände, Stützen, Fenster oder Türen. Eine Priorisierung macht ausserdem ein Target Value Design möglich, wobei man weniger kostenintensive und technisch einfache Elemente zuerst verändert, schwierige und kostspielige zuletzt.
Im Gegensatz zu den konventionellen Planungsmethoden verlagert der BIM-gestützte Planungsprozess den Planungsaufwand in die frühen Phasen eines Projekts, indem bereits hier ein umfassendes digitales Modell des Entwurfs geschaffen wird. Daraus ergibt sich der Vorteil, dass bereits jetzt erste Simulationen und Berechnungen durchgeführt werden können. So lassen sich verschiedene Entwurfsoptionen eingehend untersuchen, was zu einem verringerten Aufwand in späten Planungsphasen und einer höheren Entwurfsqualität führt.
Projektmanagement, PKM und BIM ergänzen sich
Das Projektmanagement eines Bauvorhabens ist auf verlässliche Informationen angewiesen, um seiner Steuerungsaufgabe nachzukommen. Diese Informationen können aus dem Building Information Modeling bezogen werden. Geschulte Projektmanager/innen können als BIM-Koordinatoren die Zusammenarbeit der Planer/innen sowie den Workflow detailliert steuern und die Planlieferung auf die Erfordernisse der Material- und Kapazitätsplanung und der Baustelle abstimmen. Dieses Vorgehen wird auch als „ziehende Baustelle“ bezeichnet.
Zudem bietet BIM dem Projektmanagement die Möglichkeit der Simulation von Planungsvarianten, da man darin zum Beispiel Varianten zur Kosteneinhaltung durchspielen kann. In Verbindung mit PKM lässt sich der Planungsprozess mit BIM zu einem leistungsstarken Lean-Planning-System mit grossen Vorteilen für ein noch effektiveres Projektmanagement ausbauen. Umgekehrt kann BIM nur im Rahmen eines professionell arbeitenden Projektmanagements seine Wirkung als effektives Werkzeug entfalten.
Ein weiterer „Turbo“ für das Projektmanagement besteht darin, die Teams in einem sogenannten Big Room mit BIM-Technologie zusammenarbeiten zu lassen. Interdisziplinär wird dort mit einem aus dem Target Value Design vorgegebenen Kostenrahmen das Gebäude virtuell geplant. Notwendige Änderungen, etwa aus fortgeschriebenen Anforderungen des Kunden, können so problemlos umgesetzt werden. Eines der grössten Hemmnisse bei der Einführung von BIM gilt es allerdings noch zu überwinden: die derzeit geltende Fassung der HOAI. Die aktuelle Aufteilung der Vergütung macht das frühzeitige Erstellen eines umfassenden digitalen Modells nämlich zurzeit wenig attraktiv für die Planenden.
Erleichterte Leistungsbeschreibung
Die Planung mit BIM erleichtert auch die Beschreibung der Leistungen. Durch die umfassende Informationszuordnung von bauspezifischen Objekten, Typen und Details zu den digitalen Plänen und die Verknüpfung mit Räumen und Funktionsbereichen lässt sich eine vollständige Leistungsbeschreibung erstellen. Darüber hinaus sind diese Informationen für die Zuordnung zum Einbaubereich und damit für die spätere Logistik- und Lieferplanung relevant.
Haben alle Beteiligten Building Information Modeling genutzt und die Inhalte vollständig abgestimmt, sind die Leistungsverzeichnisse annähernd fehlerfrei. Allerdings ist es bei einigen Gewerken – vor allem im Ausbau – erforderlich, dass die ausführenden Firmen auch Vorschläge zur Qualitäts- und Fertigungsoptimierung und damit zur Reduzierung der Kosten einreichen können.